

Sechs Wünsche für meine Reise

Einen freundlichen Gesellen dergestalt erhoffe ich mir als Fahrer — zumindest ein Mal. (Foto: Vassil bei Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)
Zelt? Check! Grelle Jacke? Check! Lange Unterbuxen für kalte Märznächte? Check! Notizbücher und Elektrokram, um meine Erlebnisse festzuhalten und ins Web zu blasen? Doppel-Check!
Sechs Tage vor Reisebeginn habe ich meine Vorbereitungen größtenteils abgeschlossen. Ich weiß, wo ich erstmals den Anhalterdaumen in die Luft recke — im Münchner Norden, Auffahrt zur A9. Ich weiß, wie mein Ziel lautet — Nürnberg, Kapitole des Frankenlandes. Ich weiß, welches Gericht ich dort aufspüren will — das Fränkische Schäufele. Und ich weiß, wer mir bei der Jagd nach diesem Leckerbissen helfen kann — die Freunde des Fränkischen Schäufele.
Was danach kommt? Da halte ich mich an den Peter Sloterdijk des Fußballs und dessen unerschütterliches „Schau’n mer mal“. Oder dialektfrei mit jenem Bonmot ausgedrückt, das wahlweise Niels Bohr, Mark Twain, Karl Valentin oder Churchill zugeschrieben wird: „Prognosen sind schwierig — besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“
Daher an dieser Stelle kein Blick in die Kristallkugel, sondern ein Wunschzettel: Sechs Dinge, die mir auf meiner Reise widerfahren sollen:
- Zumindest ein traditionelles Gericht auf meinem Speiseplan soll mir so magenzerreißend schrecklich schmecken als wäre es eine Schwefelsuppe mit Gallenhäubchen (mein Tipp: Labskaus)
- Zumindest ein Mal will ich auf meiner Reise von einem 80-Plus-Tantchen in ihre windschiefe Hütte zum Essen eingeladen werden. „Der junge Herr sucht traditionelle Küche? Hüstelröchelschnupfschnief. Dann kommen’s jetzt mal mit mir. Ich brutzel Ihnen da was…“ (mein Tipp: im Saarland — wenn es dieses landgewordene Vergleichsmaß überhaupt real gibt)
- Zumindest… oder genauer: Nur ein einziges Mal will ich beim Trampen von einem völlig Verrückten mitgenommen werden, der mit 230 über die Autobahn brettert, sich nebenbei einen Joint dreht, zu ohrenbetäubendem Death-Metal-Gegröle kopfnickt und mir in den Liedpausen von seinem Hobby erzählt — dem Dressieren von Meerschweinchen (mein Tipp: auf der A1 zwischen Hamburg und Bremen)
- Zumindest ein Mal will ich mit einem mir bis vor drei Bier noch Unbekannten über den Sinn des Lebens philosophieren, ihn beim vierten Bier finden — und am nächsten Morgen zugunsten eines Dröhnschädels wieder vergessen haben (mein Tipp: im Sauerbratenpalast in Aachen)
- Zumindest ein Mal will ich auf meiner Reise von einem meiner Fahrer, meiner Beherberger oder generell einem Nicht-Bajuwaren hören: „Mensch, ihr Bayern seid ja gar nicht so kühl, kleinkariert und klugscheißernd, wie man immer denkt.“ (mein Tipp… oder eher meine Hoffnung: in Schleswig, kurz vor der dänischen Grenze — und nur wenn die Rede nicht auf meinen FC Bayern kommt)
- Zumindest ein Gericht möchte ich entdecken, dass so köstlich schmeckt wie Rindsrouladen bei Muttern, so seelenstreichelnd wie Vierkäsepizza nach einer durchzechten Nacht und eine solche Geschmacksexplosion auf der Zunge hervorkitzelt, dass ich sofort in das jeweilige Bundesland ziehen würde, nur um näher am Quell dieser Gaumenfreunde zu leben (mein Tipp — und ich hätte das nie gedacht, bevor mir mehrere Personen unabhängig voneinander davon vorgeschwärmt haben — mein Tipp also: der Pfälzer Saumagen)