

Türchen 18 — Anonyme Bekanntschaften
Ihr braucht noch ein Weihnachtsgeschenk für einen Essensliebhaber, Hobby-Koch oder Reiseenthusiasten? Bis Heilig Abend verschicke ich signierte Exemplare von „Speisende soll man nicht aufhalten“ — und das versandkostenfrei (mehr dazu hier). Um diese Weihnachtsaktion zu bewerben, schnüre ich einen Adventskalender: Von Montag bis Freitag gibt es täglich eine Anekdote rund um mein Buch — beispielsweise, wie es zu dem Titel kam, wie viele Exemplare ich bereits verkauft und welche Unsummen ich damit verdient habe. Heute: Anonyme Bekanntschaften.

So köstlich das SLS-Menü von Frédéric und Flo auch war — ihre Erna & Co. habe ich leider nicht in meinem Buch untergebracht.
Auf meiner kulinarischen Deutschlandreise habe ich allerlei Menschen getroffen, deren Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft mich tief beeindruckt haben. Beispielsweise Mario Sammler, der mich bei grautristem Nieselregen im mecklenburg-vorpommerschen Niemandsland aufgelesen und in sein Zuhause mitgenommen hat — zugleich eines der renommiertesten Whisky-Geschäfte Mitteldeutschlands. In Marios „The Quaich“ habe ich einen unvergesslichen Nachmittag erlebt, nicht zuletzt wegen der herzlichen Art des Hausherren und seiner Frau Ela. (Hier geht’s zum ausführlichen Bericht im Blog)
Auf meiner kulinarischen Deutschlandreise habe ich allerlei Gerichte verkostet, die mir nicht selten die Freudentränen in die Augen gedrückt haben. Beispielsweise bei Erna & Co., ein Foodtruck in Stuttgart, wo sich der Schwabe mit hausgemachten regionalen Spezialitäten von Spätzle bis Maultasche versorgen kann. Ich habe dort einen unvergesslichen Nachmittag mit den beiden Gründern Florian Romer und Frédéric Bierbrauer verbracht — nicht nur wegen ihres vorzüglichen SLS-Menüs (Saitenwürste, Linsen, Spätzle), das ich glücksselig bis zum letzten Soßenrest verputzt habe. (Hier geht’s zum Interview im Blog)
Stoff für gefühlt 781 Seiten
Aufmerksamen Leser meines Buches werden die genannten Personen und Gerichte sicher bekannt vorkommen. Nicht. Denn weder Mario und „The Quaich“ noch Flo, Frédéric und Erna finden sich in „Speisende soll man nicht aufhalten“ wieder. Genauso wenig wie ich im Buch von meinem Besuch in der Eppendorfer Grillstation berichte oder meinen Erlebnissen auf der Insel Rügen. Auch über den Pfefferpotthast im Alten Markt in Dortmund, den Schweinsbraten in der Gaststätte Großmarkthalle in München oder den Buddenbrock’schen Plettenpudding in der Schiffergesellschaft zu Lübeck — kein einziges Wort!
Warum? Auf diese Frage gibt es keine allgemeingültige Antwort. Mal musste ich mich schweren Herzens für eine anderen Episode aus dem jeweiligen Bundesland entscheiden (also Fränkisches Schäufele statt Schweinsbraten), mal passte die Geschichte thematisch nicht ins Kapitel (Erna & Co. oder die Eppendorfer Grillstation), mal hätte es einen Bruch in meiner Reiseroute gegeben (The Quaich) und mal — oder genauer gesagt in den allerhäufigsten Fällen — fehlte mir schlicht der Platz. Schließlich war mein Buch ursprünglich auf 256 Seiten angelegt. 302 sind es geworden. 781 hätte ich gefühlt füllen können.
Ungutes Gefühl im Magen
Was mich freilich in eine Zwickmühle brachte. Da hatten herzensgute Menschen ihre Zeit geopfert und oft auch ihr Essen mit mir geteilt, in dem Wissen, dass ich ein Buch über meine Reise schreibe — und dann tauchen sie hinterher in dem Werk gar nicht auf. Ist das fair? Sicher nicht. War das vermeidbar? Leider genauso wenig. Schließlich wusste ich im Vorhinein ja nicht, wie viel „Stoff“ ich benötige, was mir noch so alles auf der Reise widerfährt, und wie das fertige Buch letztlich aussehen wird. So habe ich lieber ein Restaurant mehr besucht, eine Speise mehr gegessen und ein Treffen mehr vereinbart — als am Ende mit zu wenig Schreibenswertem dazustehen.
Zwar habe ich niemandem zugesichert, dass er, sein Gericht oder sein Geschäft später im Buch auftauchen wird — und überdies alle darauf hingewiesen, dass Aufbau und Inhalt des Werkes noch nicht feststehen. Jedoch bleibt da trotzdem ein ungutes Gefühl in der Magengrube, auch wenn sich bislang noch niemand bei mir beschwert hat.
Daran kann auch die Danksagung auf den Seiten 302 & 303 von„Speisende soll man nicht aufhalten“ nichts ändern, in der ich all jene Menschen aufzähle, die davor nicht namentlich im Buch auftauchen. Denn ohne sie wäre meine Deutschlandtour nicht die unvergessliche Reise geworden, die sie war — und ohne diese Menschen hätte ich mein Buch wohl nicht schreiben können. Deshalb auch an dieser Stelle ein dickes Danke an:
Bastian aus Nürnberg, Peter vom Landbierparadies in Nürnberg, Petra und Robert aus Bamberg, Thomas und Maik aus Altenburg, Ines und Co. aus Görlitz, Gabi aus Cottbus, Daniela, Jens, Friederike und Marie aus Berlin, Heide und Wolfgang aus Rangsdorf, Isabel aus Magdeburg, Carsten Börner vom Gasthof Zur Grünen Laterne in Stendal, Chady aus Pritzwalk, Matthias Theiner vom Hotel Zur Guten Quelle in Schwerin, Annemarie aus Schwerin, Claudia aus Stralsund, Alexandra und Christiane Foschepoth aus Putbus, die Fischer Jens Engelbrecht und Roberto Brandt aus Rügen, Kathleen von Rügen TV, Mario Sammler von The Quaich in Neubrandenburg (danke, Mario, für deine unvergleichliche Gastfreundschaft), Anna aus Lübeck, Wolfgang Steffen von der Schiffergesellschaft in Lübeck, Kristine und Ludwig aus Kiel, Felix aus Schleswig, Sinja und dem St. Pauli Tourist Office aus Hamburg, Markus Ex von der Eppendorfer Grillstation, Torsten und Kerstin aus Bremen, Anne und Elmar aus Emden, Inka und Frank aus Osnabrück, Flo aus Bochum, Rainer und Bernd von der Bio-Bäckerei Hutzel in Bochum, Frank Jülich von der Gaststätte Zum Alten Markt in Dortmund, Janine, Peter und Saskia aus Aachen, Rainer und Jacky aus Maring-Noviand, Marco aus Bad Dürkheim, Sabrina aus Saarbrücken, Sarah und Sebastian aus Frankfurt, Caro und Magdalena aus Stuttgart, Frédéric und Florian von Erna & Co. (eure Linsen mit Spätzle und Saiten sind schlicht genial!), Ramona aus Mühlacker, der Tarifa-Familie aus Ravensburg, Felix aus Immenstadt und Gabi Walter von der Gaststätte Großmarkthalle in München.
Bisher im Adventskalender:
- Türchen #17 — Buch schreiben macht reich. Nicht.
- Türchen #16 — Zwölf Sekunden Ruhm
- Türchen #13 — Reisen in Bildern (2)
- Türchen #12 — Wieso ein Verlag?
- Türchen #11 — Auf Titeljagd
- Türchen #10 — Todeskuss der Löschtaste
- Türchen #9 — Verlagssuche 2.0
- Türchen #6 — Reisen in Bildern (1)
- Türchen #5 — Zahllose Zahlenspiele
- Türchen #4 — So albern wie Vergleiche
- Türchen #3 — Cover mit falschem Covergirl
- Türchen #2 — Obama oder Osama?