

Lieber Knieperfuchs als Hasselhoff
Wir Deutsche lieben Würste und David Hasselhoff, haben im Schnitt so viel Humor wie eine Scheibe Zwieback, sind Fremden gegenüber reserviert bis ablehnend und gehen am Ende eines Spiels mit 22 Leuten immer als Sieger vom Platz. So weit die liebsten Klischees. Dass einige von ihnen in der Realität schneller zerbröseln als Vampire im Sonnenlicht, sollten wir spätestens seit den jüngsten Fußballwelt– und Europameisterschaften wissen. Und noch ein weiteres Vorurteil ist — zumindest nach meiner Erfahrung — meilenweit von der Wahrheit entfernt: nämlich das vom unterkühlten, unfreundlichen Deutschen.
Tatsächlich habe ich auf meiner kulinarischen Deutschlandreise mehr offene, aufgeschlossene und extrem hilfsbereite Menschen getroffen, als ich in meinem Leben Schokoriegel verdrückt habe — und glaubt mir, das ist eine erschreckend große Menge. Da waren etwa die 97 Autofahrer, die mich fast 3.900 Kilometer durch die ganze Republik kutschiert haben. Oder die 27 Couchsurfer, die mich ohne Gegenleistung bei sich zu Hause beherbergt haben. Ganz zu schweigen von den aberdutzenden Gastwirten, Hobbyköchen, Kochbuchautoren und Essensliebhabern, die ihre Zeit für mich geopfert und ihre Rezepte, ihr Küchenwissen und fast immer auch eine Kostprobe mit mir geteilt haben.
Deutschland und Gastfreundschaft? Seit meiner Reise weiß ich: Das passt so gut zusammen wie Currywurst und Pommes frites.
Drei besonders hilfsbereite und liebenswürdige Menschen habe ich dabei in Brandenburg und in Niedersachsen getroffen — und von ihnen gibt es nun Neues zu berichten. Da ist zunächst einmal Horst Fenske vom Deutschen Haus in Pritzwalk — der Knieperfuchs, wie er sich nennt, der seit Jahrzehnten für den Knieperkohl kämpft und auch mir eine deftig-leckere Portion aufgetischt hat. Um für seinen Knieperkohl zu werben, schlüpft Fenske bisweilen in ein mannsgroßen Fuchskostüm, was ich bei meinem Besuch natürlich nur zu gerne erlebt hätte. Leider war der Plüschanzug damals in der Wäsche, doch für die RBB-Sendung Zibb ist der Wirt nun in das tierische Dress gestiegen. Hier geht’s zum fünfminütigen Knieperfuchs-Beitrag, der außerdem viel Wissenswertes rund um den Knieperkohl enthält.
Ebenso herzlich wie in Pritzwalk wurde ich auch in Osnabrück begrüßt, wo ich einen der denkwürdigsten Abende meiner Reise erlebte. Zunächst setzte mir der Metallkünstler Jonathan ein durchaus abenteuerliches Gericht namens Wurstebrot vor, und danach saß ich mit dem Journalisten und Couchsurfer Daniel Hopkins bis spät in die Nacht bei reichlich Bier & Schnaps zusammen. (zum Bericht im Blog)
Schon damals erzählten Jonathan und Daniel von ihrem Plan, die abenteuerliche Lebensgeschichte des Künstlers in einem Buch niederzuschreiben. Nun wird das Werk im März 2013 erscheinen; bei Amazon können bereits Vorbestellungen hinterlegt werden. Ich selbst habe noch keine Zeile von dem Buch gelesen, und doch durfte ich einen Nachmittag lang Jonathans Erzählungen lauschen und bin mir daher sicher: „Und Sirius hat es gesehen — Vom Leben vergewaltigt“ (Link zu Amazon) ist absolut lesenswert.
Auch mein Buch „Speisende soll man nicht aufhalten“ kann man inzwischen bei Amazon vorbestellen — gerne über das Werbebanner in der rechten Spalte (Warum?). Darin berichte ich ausführlich von meinen Treffen mit dem Knieperfuchs, mit Jonathan und Daniel und mit den vielen anderen hilfsbereiten Deutschen, die ich auf meiner kulinarischen Tour getroffen habe. Außerdem geht’s um Würste, und das nicht zu knapp. Und sogar der Fußball taucht am Rande mal auf.
Nur David Hasselhoff konnte ich leider auf den rund 260 Seiten nicht unterbringen. Doch gedenkt man seines Tête-à-têtes mit einem Cheeseburger, ist das — zumindest aus kulinarischer Sicht — kein großer Verlust.